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Genetik und Akne – Wie deine DNA Hautprobleme beeinflusst

Akne Ursachen

Dr. Sarah Bechstein

Fachärztin für Dermatologie & Venerologie und Mitbegründerin von FORMEL SKIN

In diesem Artikel

Die Haut bessert sich kurzzeitig, doch die Pickel kehren zurück. Du hast das Gefühl, alles ausprobiert zu haben, achtest auf deine Ernährung und hast deine Hautpflege umgestellt, aber die Akne bleibt? Damit bist du nicht allein. Wenn sich trotz konsequenter Pflege, Ernährungsumstellung oder Medikamenten keine dauerhafte Besserung einstellt, liegt der Grund meist tiefer: in deiner DNA.

Akne ist mehr als nur ein kosmetisches Problem. Sie ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der auch genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen können. Statt dich durch endlose Produktzyklen zu testen, kannst du versuchen, deine Veranlagung zu verstehen und so die Pflege deiner Haut wirksamer und individueller gestalten.

Frauenporträt mit sichtbaren Sommersprossen und natürlicher Haut – symbolisiert genetisch beeinflusste Hautmerkmale und mögliche Akneveranlagung.

Akne und Genetik – eine unterschätzte Verbindung

Studien zufolge können rund 80 % des Akne-Risikos genetisch bedingt sein. Akne vererbt sich jedoch nicht im klassischen Sinn, sondern gewisse Risikofaktoren können genetisch bedingt sein. Wenn Eltern oder Geschwister stark von Akne betroffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch deine Haut früher oder später darunter leiden kann. Doch woran liegt das genau?

Die Genetik beeinflusst unter anderem:

  • Die Regenerationsfähigkeit deiner Hautbarriere

  • Die Hormonempfindlichkeit deiner Haut

  • Die Talgproduktion

  • Deine Entzündungsneigung

 Diese Veranlagungen beeinflussen, wie deine Haut auf Pflegeprodukte, Stress oder Umwelteinflüsse reagiert. Besonders bei immer wiederkehrender, schwer behandelbarer oder bereits in der Kindheit beginnender Akne ist ein genetischer Einfluss wahrscheinlich. Aus diesem Grund sollten tieferliegende Ursachen erkannt und entsprechend ganzheitlich behandelt werden, anstatt einfach nur Symptome zu bekämpfen.

Wie beeinflussen Gene die Talgproduktion

Die Produktion von Talg ist einer der zentralen biologischen Prozesse, die zur Entstehung von Akne beitragen. Und sie wird stärker durch die Gene beeinflusst, als viele vermuten. Genetische Faktoren steuern, wie aktiv die Talgdrüsen in der Haut sind, wie empfindlich sie auf Hormone reagieren und wie gut die Haut mit überschüssigem Talg umgehen kann. Wer also erblich bedingt zu einer gestörten Hauterneuerung oder übermäßigen Talgproduktion neigt, hat selbst bei sorgfältiger Pflege ein erhöhtes Risiko, Akne zu entwickeln.

Androgensensitivität – ein Hormonschalter der Haut

Ein entscheidender Faktor ist die Reaktion deiner Haut auf sogenannte Androgene, männliche Sexualhormone, die auch im weiblichen Körper vorkommen können. Sie steuern unter anderem die Aktivität der Talgdrüsen. Das Ergebnis: Menschen mit erhöhter Androgensensitivität produzieren mehr Hautfett (Talg), was die Poren leichter verstopfen lässt, Bakterien begünstigt und Entzündungen auslösen kann. Ist das Androgenrezeptor-Gen (AR) genetisch besonders aktiv, wird mehr Talg produziert und die Entstehung von entzündlichen Pusteln oder Mitessern ist wahrscheinlicher. Manche Menschen reagieren besonders empfindlich auf hormonelle Schwankungen, etwa bei der Menstruation, unter Stress oder in der Pubertät. 

Hauttyp und genetische Disposition

Auch dein Hauttyp ist nicht nur Zufall. Er wird neben der Talgproduktion ebenfalls von deiner DNA mitbestimmt. Fettige, trockene oder empfindliche Haut oder eine geschwächte Hautbarriere treten familiär gehäuft auf. Menschen mit genetischer Veranlagung zur seborrhoischen Haut oder einer gestörten Barrierefunktion haben es schwerer, mit klassischen Pflegeprodukten dauerhaft gute Ergebnisse zu erzielen. Ebenso genetisch bedingt ist ein erhöhtes Risiko von Verhornungsstörungen (Hyperkeratose). Dies bedeutet, dass sich abgestorbene Hautzellen nicht effizient ablösen und stattdessen die Poren verstopfen.

Eine genetisch bedingte Schwächung der Hautbarriere kann zu einer erhöhten Reizbarkeit und zu einer stärkeren Reaktion auf Umweltfaktoren oder Pflegeprodukte führen. Entzündungen und Irritationen sind die Folge. Viele Betroffene haben also von Geburt an eine „empfindlichere Ausgangslage“.

Zwei Frauen, vermutlich Zwillinge, machen ein Selfie im Freien, während sie eine weiße Hautpflegecreme auftragen – Darstellung genetischer Faktoren bei Hautpflege und Akne.Zwillingsstudien und Forschung zur genetischen Ursache von Akne

Wie stark ist Akne tatsächlich genetisch bedingt? Ein besonders wertvoller Ansatz zur Klärung dieser Frage sind sogenannte Zwillingsstudien. Sie ermöglichen es, genetische und umweltbedingte Einflüsse auf das Hautbild bei Zwillingen voneinander zu unterscheiden. Ergänzt wird dieses Wissen durch aktuelle Forschungsergebnisse aus der molekularen Genetik. Das Ergebnis: Akne ist nicht bloß eine Frage von Lebensstil oder Pflege, die Veranlagung ist häufig tief in unseren Genen verankert.

Was sagen aktuelle Studien?

Britische Zwillingsstudien (Bataille et al., 2002) sind besonders aufschlussreich, weil sie Umwelt- und Erbfaktoren voneinander trennen können. Eine Studie mit über 500 Zwillingspaaren zeigte: Bei eineiigen Zwillingen trat Akne deutlich häufiger auf, nämlich in bis zu 80 % der Fälle. Bei zweieiigen Zwillingen ist dieser Wert jedoch deutlich geringer und ist so ein deutlicher Hinweis auf eine genetische Beteiligung.

Akne ist nicht allein ein „Lifestyle-Problem“. Auch andere Studien, wie die von Dr. Brigitte Dréno, einer Expertin für dermatologische Genetik, bestätigen die familiäre Häufung, besonders bei früh beginnender oder schwer behandelbarer Akne. Selbst bei konsequenter Pflege, gesunder Ernährung und wenig Stress kann eine genetische Neigung dazu führen, dass Entzündungen wiederkehren oder nie ganz abklingen.

Welche Gene stehen im Verdacht? 

Es konnten in den letzten Jahren bestimmte Gene identifiziert werden, die bei der Entstehung von Akne eine Rolle spielen könnten. Diese genetischen Marker verändern die Reaktionsbereitschaft auf hormonelle und entzündliche Reize und können so erklären, warum manche Menschen besonders anfällig für Akne sind. Wer diese genetischen Marker in sich trägt, reagiert sensibler auf typische Akne-Auslöser wie Entzündungsprozesse in der Haut oder Hormonschwankungen.

Als wissenschaftlich besonders relevante Risikofaktoren für Akne konnten mehrere Gene identifiziert werden:

  • IL1A: Beeinflusst die Entzündungsregulation der Haut

  • TNF: Ist beteiligt an Immunreaktionen und fördert Entzündungsprozesse in der Haut

  • CYP1A1: Verändert den Hormonstoffwechsel

  • AR: Steuert die Empfindlichkeit auf Androgene

Diese Gene wirken nicht direkt auslösend, beeinflussen aber die Empfindlichkeit der Haut gegenüber hormonellen Schwankungen, äußeren Umweltfaktoren und Bakterien.

Besonders IL1A scheint bei dauerhaft auftretender Akne (persistente Akne) eine signifikante Rolle zu spielen, da es die Immunreaktion auf Akne-Bakterien reguliert.

Genetische Tests zur Hautanalyse – Was ist möglich?

Eine personalisierte Hautpflege beginnt nicht erst vor dem Badezimmerspiegel, sondern auf genetischer Ebene – besonders bei chronischen oder therapieresistenten Hautproblemen wie Akne. Moderne DNA-Analysen bieten erstmals die Möglichkeit, die Haut aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten und noch gezielter auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen. Besonders bei hartnäckiger oder wiederkehrender Akne macht ein Blick auf die genetische Veranlagung die personalisierte Hautpflege nicht nur effektiver, sondern auch nachhaltiger. 

Doch welche Möglichkeiten bieten diese Tests für die Hautgesundheit und wie zuverlässig sind sie wirklich? 

Was zeigen DNA-Analysen zur Hautgesundheit?

Spezialisierte Labore bieten mittlerweile Haut-DNA-Analysen an. Mittels Speichelprobe oder Wangenabstrich werden individuelle Hautparameter (z.B. Talgproduktion, Kollagenabbau, etc.) untersucht, wie deine Haut „programmiert“ ist.

Typische Ergebnisse beinhalten:

  • Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung

  • Veranlagung zu fettiger oder trockener Haut

  • Entzündungsneigung

  • Hautbarriere-Stabilität

  • Kollagenabbau und Hautalterung

  • Pigmentierungsrisiken

Auf Basis dieser Ergebnisse lassen sich Empfehlungen für Inhaltsstoffe, Pflegezyklen und Sonnenschutz individuell ableiten. Für viele sind die Tests ein erster Schritt zu einer strukturierten, personalisierten Hautpflege.

Chancen und Grenzen genetischer Tests bei Akne

Wichtig zu wissen: DNA-Analysen zeigen genetische Veranlagungen, sie liefern jedoch keine Diagnose. Sie ersetzen auch keine medizinische Beratung. Sie können aber helfen, deine Haut besser zu verstehen und Pflegeprodukte gezielter auszuwählen.

  • Eine bessere Grundlage für die personalisierte Pflege
  • Mehr Verständnis für wiederkehrende Hautprobleme
  • Vermeidung von Unverträglichkeiten
  • Eine langfristig angepasste Pflegeroutine
Hautanalyse starten

Wer seit Jahren unter chronischer Akne leidet und keine dauerhafte Lösung findet, kann durch eine genetische Analyse neue Ansätze entdecken und sie kann ein sinnvoller Baustein sein, Hautprobleme gezielt zu behandeln.

Warum genetische Akne oft therapieresistent ist

Chronische oder schwer behandelbare Akne ist oft genetisch komplex. Wenn der Hautstoffwechsel oder die Entzündungsreaktionen der Haut anders „programmiert“ sind, wirken Standardmaßnahmen weniger effektiv.

  • Typische Anzeichen für genetisch bedingte Akne:

  • Starke Rückfälle trotz Hautverbesserung

  • Wirkungslosigkeit üblicher Pflegeprodukte

  • Reaktion auf Medikamente begrenzt oder gar nicht

  • Langsame Abheilung von Entzündungen

Besonders frustrierend: Was bei anderen Hauttypen häufig wirkt, kann bei genetisch beeinflusster Akne sogar kontraproduktiv sein. Reinigungen mit Alkohol führen zu Hautreizungen, und stark austrocknende Produkte können die Talgproduktion noch weiter ankurbeln.

Eine Kombination aus dermatologischer Beratung und genetischer Analyse kann hier der Schlüssel zur nachhaltigen Verbesserung sein. Auch innovative Behandlungsansätze wie Mikrobiom-freundliche Pflegeprodukte, Lichttherapie oder sanfte Fruchtsäure-Peelings bringen bei der Pflege genetisch bedingter Akne immer mehr Erfolge.

Fazit: Kann man genetisch bedingte Akne behandeln?

Auch wenn die Gene bei der Hautbeschaffenheit eine große Rolle spielen, bist du ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Sie geben den Rahmen vor, wie deine Haut aussieht, aber Pflege, Lebensstil und das Verständnis für deine Haut beeinflussen das Ergebnis und wirken sich positiv auf dein Hautbild aus.

Wichtige Handlungsschritte:

  • Verwende eine nicht-komedogene, reizarme Pflege, die zu deinem Hauttyp passt

  • Nutze entzündungshemmende Wirkstoffe wie Niacinamid, Zink oder Salicylsäure

  • Behalte Stress, Schlaf und deine Hormone immer im Blick und reduziere äußere Einflüsse

  • Lass dich bei Bedarf dermatologisch beraten, besonders bei hormonell bedingter Anke

  • Prüfe, ob eine DNA-basierte Hautanalyse für deine Haut sinnvoll sein könnte

Je besser du deine genetischen Voraussetzungen kennst, desto klarer wird der Weg zu einer passenden Pflege und zu einer gesünderen Haut. Verurteile dich jedoch nicht, wenn deine Haut trotz Mühe nicht auf Anhieb perfekt ist. Besonders bei genetisch beeinflusster Akne braucht es Geduld, Verständnis und einen auf deine Haut individuell abgestimmten Plan.

Quellen

  • Bataille V. et al. (2002): "The influence of genetics and environmental factors in the pathogenesis of acne." J Invest Dermatol.

  • Dréno B. et al. (2015): "Understanding inflammation and innate immunity in acne." J Eur Acad Dermatol Venereol.

  • Tan J. et al. (2018): "Acne pathogenesis: recent insights from molecular studies." Br J Dermatol.

  • Goodarzi A. et al. (2010): "CYP1A1 gene polymorphisms and acne risk." Dermatol Online J.

  • Ghodsi S. et al. (2009): "Prevalence and severity of acne in adolescents." J Invest Dermatol.

Akne besser verstehen – mit genetischer Analyse und gezielter Pflege

Unsere Expert:innen unterstützen Dich, wenn herkömmliche Hautpflege nicht den gewünschten Erfolg bringt.Subtitle

  • Wenn Du trotz konsequenter Pflege weiterhin unter Akne leidest, kann eine genetische Analyse helfen, Deine Haut besser zu verstehen.
  • Manche Hautprobleme haben genetische Ursachen, die gezielte Pflege erfordern. Bei Fragen kontaktiere uns gerne!

FAQs über Genetik und Akne

  • Ist Akne vererbbar?

    Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Akne familiär gehäuft auftreten kann. Wenn deine Eltern oder Geschwister betroffen sind, ist auch bei dir das Risiko erhöht, dass du mit Hautunreinheiten zu kämpfen hast. Die Veranlagung wird zwar nicht identisch weitergegeben, aber bestimmte genetische Faktoren, die die Akne begünstigen, können weitervererbt werden.

  • Welche Rolle spielen Gene bei Akne?

    Deine Gene beeinflussen, wie deine Haut auf äußere Reize, Hormone, Entzündungen oder Talgproduktion reagiert. Ebenfalls können dein Hauttyp, die Barrierefunktion oder die Neigung zu Verhornungsstörungen genetisch mitbestimmt sein und so die Entstehung oder Schwere deiner Akne beeinflussen.

  • Wie hilfreich sind genetische Tests bei der Behandlung von Akne?

    DNA-basierte Hautanalysen liefern Hinweise auf eine genetische Veranlagung. Sie können ein Indikator sein, ob deine Haut zu Entzündungen oder erhöhter Talgproduktion neigt. Auch wenn diese Tests keine medizinische Diagnose ersetzen, können sie dennoch helfen, deine Haut besser zu verstehen und die Pflege gezielter auszuwählen.

  • Gibt es spezielle Behandlungen für genetisch bedingte Akne?

    Für genetisch bedingte Akne exklusiv gibt es noch keine Therapie. Das Wissen um genetische Einflussfaktoren kann jedoch helfen, die richtige Behandlung zu finden. Mögliche Lösungen sind hormonell regulierende Therapien, entzündungshemmende Wirkstoffe oder individualisierte Pflegeroutinen - abgestimmt auf deine speziellen Hautbedürfnisse.

  • Warum funktioniert meine Hautpflege nicht, obwohl ich alles richtig mache?

    Wenn deine Akne genetisch mitbedingt ist, kann deine Haut sensibler auf Stress, Hormone oder Pflegeprodukte reagieren. In solchen Fällen reicht eine klassische Pflege oft nicht aus. Eine Kombination aus dermatologischer Beratung und einer möglichen genetischen Analyse kann neue Ansätze bieten.

  • Lässt sich genetisch bedingte Akne überhaupt wirksam behandeln?

    Auch wenn die genetische Veranlagung eine relativ große Rolle spielt, bist du ihr nicht hilflos ausgeliefert. Mit einem besseren Verständnis deiner Haut, der richtigen Pflege und einer gezielten Behandlung lassen sich auch genetisch bedingte Hautprobleme erfolgreich zum Positiven beeinflussen.

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