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Azelainsäure: Der vielseitige Hautpflege-Wirkstoff erklärt

Slow Aging

Dr. Sarah Bechstein

Fachärztin für Dermatologie & Venerologie und Mitbegründerin von FORMEL SKIN

In diesem Artikel

Was ist Azelainsäure?

Azelainsäure ist ein vielseitiger Wirkstoff in der Hautpflege, der besonders effektiv gegen Akne, Rosacea oder Hyperpigmentierung eingesetzt wird. Sie ist chemisch gesehen eine natürlich vorkommende Dicarbonsäure, die ursprünglich aus Vollkornprodukten wie Gerste oder Weizen gewonnen wird. In der Kosmetikindustrie wird sie jedoch meist synthetisch hergestellt. 

In Cremes und Seren entfaltet Azelainsäure eine Wirkung als sanftes chemisches Peeling: Sie öffnet verstopfte Poren, bekämpft akneverursachende Bakterien und wirkt entzündungshemmend.

Zusätzlich wirkt Azelainsäure Rötungen entgegend und aufhellend bei dunklen Flecken wie z.B. Melasma und postentzündlichen Hyperpigmentierungen. Dabei wirkt sie sanfter im Peeling als andere Seren (z.B. AHAs & BHAs) auf die Haut, was sie besonders für sensible Hauttypen spannend ist. 

Die aufhellende Wirkung der Azelainsäure beruht auf der Hemmung der Melaninproduktion der Haut. Denn: Bei einer Überproduktion der Melanozyten in der Haut können Hyperpigmentierungen wie z.B. postinflammatorische Hyperpigmentierung, sowie Melasma entstehen. Azelainsäure sorgt dafür, dass auf Hochtouren-laufenden Melanozyten kontrolliert werden, weshalb sie sich somit als besonders wirksam beweist. 

Wofür wird Azelainsäure eingesetzt?

Azelainsäure ist ein echter Superwirkstoff und wird heutzutage vielseitig eingesetzt - vor allem wegen ihrer entzündungshemmenden, antibakteriellen und pigmentausgleichenden Eigenschaften.

Bei Akne beweist sich Azelainsäure als besonders effektiv. Aufgrund ihrer antibakteriellen Beschaffenheit kann sie besonders hilfreich dabei sein Poren zu befreien, Entzündungen zu reduzieren und neue Unreinheiten zu verhindern.

Azelainsäure hilft des Weiteren bei der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit Rosazea. Betroffene leiden unter Schüben, die Rötungen, Brennen, Papeln und Pusteln an Wangen, Kinn, Nase und der Stirnmitte auslösen. Azelainsäure hilft dabei diese Symptome zu mindern.

Bei Hyperpigmentierung, Melasma und Sonnenflecken hemmt Azelainsäure gezielt die Aktivität überaktiver Melanozyten (pigmentbildender Zellen) und sorgt somit dafür, dass dunkle Hautverfärbungen sanft aufgehellt werden.

Behandlungsbereite Haut.

So wirkt Azelainsäure auf der Haut

So wirkt Azelainsäure auf der Haut

Azelainsäure entfaltet ihre Wirkung auf mehreren Ebenen und ist deshalb ein echter Multitasker in der Hautpflege! Einer ihrer zentralen Wirkmechanismen ist die Melaninhemmung in der Hautpflege, also die Hemmung des Enzyms Tyrosinase, das für die Melaninbildung in der Haut verantwortlich ist.

Dadurch wird die Überproduktion von Pigment reduziert, was Azelainsäure besonders wirksam gegen Hyperpigmentierung, Melasma und dunkle Aknenarben macht. Gleichzeitig wirkt sie antibakteriell, indem sie das Wachstum von Cutibacterium acnes hemmt – dem Bakterium, das häufig an der Entstehung von Akne beteiligt ist.

Darüber hinaus unterstützt Azelainsäure die natürliche Zellerneuerung: Verhornte Hautschüppchen werden sanft abgetragen, wodurch verstopfte Poren befreit und Unreinheiten vorgebeugt werden. So sorgt sie für ein klareres, ebenmäßigeres Hautbild – ohne ein unnötiges Reizen der Haut!

Vorteile von Azelainsäure

Azelainsäure als Superwirkstoff bringt eine Vorteile mit sich. Besonders nützlich sind folgende Wirkungen: 

  1. Antibakterielle Wirkung: Sie bekämpft Bakterien, die z.B. Akne verursachen und ist so besonders effektiv.

  2. Entzündungshemmender Effekt: Beseitigt Entzündungen auf der Haut und reduziert Rötungen. 

  3. Anti-Keratinisierende Wirkung: Bereinigt sanft abgestorbene Hautzellen und beugt verstopften Poren vor. 

  4. Pigmentausgleichende Wirkungskraft: Reguliert die Pigmentproduktion und somit dunkle Pigmentflecken, in dem es das Enzym Tyronase hemmt, welches für die Melaninproduktion zuständig ist.

Tipps für Einsteiger

Auch wenn Azelainsäure für viele Hauttypen gut verträglich ist – selbst für empfindliche Haut – gilt: Weniger ist am Anfang mehr. Wer neu mit dem Wirkstoff startet, sollte ihn zunächst maximal einmal täglich anwenden, besser noch nur einige Male pro Woche, um die Haut langsam daran zu gewöhnen. Ein Patch-Test (z. B. in der Armbeuge) ist empfehlenswert, um mögliche Reaktionen vorab auszuschließen. Wichtig ist außerdem: Azelainsäure ersetzt keine grundlegende Pflegeroutine. Eine milde Reinigung, Feuchtigkeitspflege und täglicher Sonnenschutz bleiben essenziell – vor allem bei empfindlicher oder gereizter Haut.

Anwendung: Wie integriere ich Azelainsäure in meine Routine?

Wie du deine Azelainsäure verwenden solltest, hängt von dem Produkt ab, dass du benutzt. Also folgst du am besten der Anleitung deines Hautpflege-Produktes.

Schritt-für-Schritt Anleitung

Schritt 1: Reinigung 

Reinige deine Gesicht mit einer sanften Gesichtsreinigung und lass dein Gesicht vollständig trocknen.

Schritt 2: Auftragen 

Trage dein Azelainsäure-Produkt in einer dünnen Schicht auf dein Gesicht und deinen Nacken auf.

Schritt 3:  Pflege 

Creme dein Gesicht mit einer feuchtigkeitsspendenden, nicht-komedogenen (poren-verstopfenden) Lotion oder Nachtcreme ein für den extra Feuchtigkeits-Boost.

Lies hier, wie du Hautpflegeprodukte richtig aufträgst.

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Empfohlene Konzentrationen

Kombinationspartner

Azelainsäure lässt sich gut mit beruhigenden und entzündungshemmenden Wirkstoffen kombinieren – etwa Niacinamid, Zink oder Schwefel. Diese unterstützen ihre Wirkung bei Unreinheiten und Rötungen, ohne die Haut zusätzlich zu reizen. Vorsicht ist dagegen bei aktiveren Substanzen wie AHA, BHA, Retinol oder Vitamin C geboten: Diese können in Kombination mit Azelainsäure anfangs zu Irritationen führen. Deshalb empfiehlt es sich, solche Wirkstoffe nicht gleichzeitig, sondern zeitlich versetzt oder nach einer Gewöhnungsphase zu verwenden.

Unterschiede zu Glycol- und Salicylsäure

Azelainsäure, Glykolsäure und Salicylsäure gehören zu den beliebtesten Wirkstoffen in der Hautpflege – alle ursprünglich pflanzlichen Ursprungs, werden sie heute meist synthetisch hergestellt. Während Glykolsäure (eine AHA) vor allem gegen Hyperpigmentierung und erste Zeichen der Hautalterung eingesetzt wird und Salicylsäure (eine BHA) tief in die Poren eindringt, um Unreinheiten zu bekämpfen, ist Azelainsäure ein echter Allrounder. Sie gehört zur Gruppe der Dicarbonsäuren und wirkt gleichzeitig gegen Akne, Pigmentflecken, Rosazea und Hautrötungen. Viele empfinden sie dabei als hautverträglicher und milder als andere Säuren – ideal für empfindliche Hauttypen oder den Einstieg in chemische Peelings. Für alle drei Wirkstoffe gilt: Langsam starten und auf die Reaktion der Haut achten. (s. Tabelle unten)

Mögliche Nebenwirkungen & Sicherheit

Mögliche Nebenwirkungen & Sicherheit

Azelainsäure gilt insgesamt als gut verträglicher Wirkstoff – dennoch kann es gerade zu Beginn der Anwendung zu leichten Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen ein Brennen oder Stechen, Juckreiz, Trockenheit oder eine vorübergehende Rötung der Haut. Diese Reaktionen sind meist mild und verschwinden nach kurzer Zeit von selbst. In manchen Fällen kann es zu einem sogenannten „Purging“ kommen – einer vorübergehenden Verschlechterung des Hautbilds, bei der verstopfte Poren schneller an die Oberfläche gelangen. Das kann zunächst mehr Unreinheiten bedeuten, ist aber ein temporärer Prozess, bevor sich die Haut sichtbar verbessert.

Azelainsäure ist in der Regel sicher in der Anwendung, auch während der Schwangerschaft oder Stillzeit – dennoch sollte vor Beginn immer Rücksprache mit einer medizinischen Fachperson oder dem/der Gynäkolog*in gehalten werden. Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion, wie starke Schwellungen oder Quaddelbildung, sollte die Anwendung sofort abgebrochen und ärztlicher Rat eingeholt werden.

Wie lange dauert es, bis Ergebnisse sichtbar sind?

Geduld zahlt sich aus: Erste sichtbare Effekte von Azelainsäure zeigen sich meist nach 4 bis 8 Wochen, vor allem bei leichter Hyperpigmentierung oder entzündlichen Unreinheiten. Die volle Wirkung entfaltet sich jedoch oft erst nach 3 bis 6 Monaten regelmäßiger Anwendung. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle – etwa die verwendete Konzentration (rezeptfrei oder verschreibungspflichtig), individuelle Hautbedürfnisse sowie die Kombination mit anderen Pflegeprodukten. Wer konsequent bleibt und auf eine passende Routine achtet, kann langfristig von einem ebenmäßigeren und klareren Hautbild profitieren.

Alternativen zu Azelainsäure (H2)

Je nach Hautproblem gibt es verschiedene wirksame Alternativen zur Azelainsäure – die Wahl hängt davon ab, ob man z. B. Akne, Pigmentflecken oder eine Rosazea Behandlung anstrebt. 

Wirkstoffe gegen Akne und unreine Haut:

  • Retinoide (topisch oder oral): fördern die Zellerneuerung, beugen verstopften Poren vor

  • Benzoylperoxid: wirkt antibakteriell, reduziert Entzündungen

  • Salicylsäure (BHA): reinigt Poren, hilft bei Mitessern und leichten Entzündungen

  • Tranexamsäure: hemmt die Pigmentbildung, besonders wirksam bei Melasma

  • Vitamin C (Ascorbinsäure): wirkt antioxidativ, hellt die Haut auf und schützt vor Umwelteinflüssen

  • Glykolsäure (AHA): entfernt abgestorbene Hautzellen, verbessert die Hauttextur

  • Niacinamid (Vitamin B3): stärkt die Hautbarriere, mildert Rötungen und Pigmentflecken

  • Hydrochinon (in Deutschland verschreibungspflichtig): sehr wirksam bei starker Hyperpigmentierung, nur unter ärztlicher Aufsicht

Quellen

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FAQ zur Azelainsäure

  • Ist Azelainsäure für empfindliche Haut geeignet?

    Ja, Azelainsäure gilt als besonders gut verträglich – auch für empfindliche Haut. Im Vergleich zu vielen anderen Wirkstoffen wie Retinol oder Fruchtsäuren ist sie milder, kann jedoch zu Beginn leichtes Brennen oder Rötung verursachen. Ein langsamer Einstieg ist daher empfehlenswert.

  • Kann ich Azelainsäure morgens und abends verwenden?

    Grundsätzlich ja – allerdings solltest du zunächst mit einer Anwendung einmal täglich starten, um die Verträglichkeit zu testen. Bei guter Hautreaktion kann langsam auf zwei Anwendungen täglich gesteigert werden. Morgens ist ein zusätzlicher Sonnenschutz wichtig, da Azelainsäure die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlung machen kann.

  • Was tun bei Hautreizungen?

    Leichte Reizungen zu Beginn sind normal. In diesem Fall hilft es, die Anwendungshäufigkeit zu reduzieren (z. B. nur jeden zweiten Tag) oder eine beruhigende Pflege (z. B. mit Panthenol oder Ceramiden) zu ergänzen. Sollten starke Rötungen, Brennen oder Juckreiz auftreten, sollte die Anwendung pausiert und ggf. ein Dermatologe kontaktiert werden.

  • Gibt es rezeptfreie Produkte mit Azelainsäure in Deutschland?

    Ja, es gibt rezeptfreie Produkte mit niedrigeren Konzentrationen von Azelainsäure (meist 5–10 %) in Apotheken und Online-Shops. Höher dosierte medizinische Formulierungen (z. B. 15–20 %) sind verschreibungspflichtig und sollten unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden.

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