Neurodermitis

Juckreiz bei Neurodermitis: Was hilft mir?

Der störende Juckreiz ist für viele das Erste, woran sie denken, wenn sie das Wort Neurodermitis hören. Tatsächlich ist das Jucken eines der unangenehmsten Symptome, mit dem Neurodermitis-Patient*innen während eines akuten Schubs Erfahrung machen müssen.

Wir zeigen, wie dieser Juckreiz überhaupt zustande kommt und was man gegen die unangenehmen Symptome tun kann.

Inhaltsverzeichnis

Warum juckt meine Haut bei Neurodermitis?

Der Juckreiz ist sicherlich eines der unangenehmsten Symptome der Neurodermitis. Dieser Juckreiz entsteht aufgrund der gestörten Schutzfunktion der Haut. Sie verliert mehr Feuchtigkeit als gewöhnlich, da der Haut viele Feuchtigkeit-bindende Bestandteile fehlen oder nicht in ausreichender Menge vorhanden sind. Der unangenehme Reiz wird dabei über Nervenfasern des Körpers übertragen, ähnlich wie beim Schmerzempfinden. Ausgelöst wird der Juckreiz durch das Hormon Histamin, dieses Hormon wird bei Allergien und Entzündungen von den körpereigenen Abwehrzellen produziert und freigesetzt.  

Der sogenannte Juck-Kratz-Kreislauf erschwert die Behandlung von Neurodermitis ganz besonders: Juckt die Haut, lindert das Kratzen den Juckreiz kurzfristig, es führt jedoch dazu, dass sich die Symptome verschlimmern. Die Haut entzündet und rötet sich immer stärker und der Juckreiz nimmt noch weiter zu.

Was ist Neurodermitis?

Die chronisch-entzündliche Hautkrankheit Neurodermitis wird in der Fachsprache auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt. Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Störung der Epidermis – der obersten Hautschicht. Neurodermitis gehört zu den Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis, bei denen eigentlich harmlose Umweltfaktoren das Immunsystem des Körpers reizen und unangenehme Symptome auslösen. Bei Neurodermitis gehören unter anderem Juckreiz, trockene Haut und Rötungen dazu. 

Bei den meisten Menschen wird die Krankheit schon im frühen Säuglings- und Kindesalter festgestellt. Aber auch bei Erwachsenen kann ein Ausbruch nicht komplett ausgeschlossen werden. Insgesamt erleben 2–3 % der erwachsenen Bevölkerung regelmäßig die Symptome einer Neurodermitis. Die Krankheit verläuft chronisch, das bedeutet, dass sie bislang nicht vollständig geheilt werden kann. Mithilfe einer passenden Hautpflege und entzündungshemmenden Medikamenten lassen sich aber die Phasen zwischen den charakteristischen Schüben verlängern und die Symptome lindern. Da jede/r Neurodermitiker*in eine ganz individuelle Krankheitsgeschichte zu berichten hat, müssen diese Maßnahmen auch auf den/die einzelne Patient*in passend zugeschnitten sein. Dabei sollte enger Kontakt mit einem/r Ärzt*in gehalten werden, da nur ein/e Expert*in die genaue Diagnose stellen, Behandlungsmethoden vorschlagen und hilfreiche Tipps bezüglich einer hautfreundlichen Lebensführung geben kann.

Wie entsteht Neurodermitis?

Was genau eine Neurodermitis auslöst ist, wurde bis heute nicht mit Sicherheit herausgefunden. Man weiß jedoch, dass gewisse genetische Veranlagungen das Risiko zu erkranken deutlich erhöhen. Im Kontakt zu verschiedenen Umweltfaktoren brechen dann die typischen Symptome, und auch der charakteristische Juckreiz, aus. 

Aufgrund des beeinträchtigten Aufbaus der Epidermis und der daraus resultierenden geschwächten Hautbarriere können Bakterien,Umweltstoffe und Krankheitserreger schneller und tiefer in die Haut eindringen. Dort können sie sich dann ausbreiten und allergische Reaktionen auslösen. Die Haut von Patient*innen wirkt darüber hinaus schuppig und trocken, da sie weniger Feuchtigkeit speichern kann als die Haut von gesunden Menschen.

Juckreiz bei Neurodermitis lindern

Zwar lässt sich Neurodermitis nicht komplett heilen – Symptome, wie Juckreiz, lassen sich aber mithilfe verschiedener Maßnahmen effektiv behandeln. Diese reichen von der Kühlung der juckenden Stellen bis hin zu einer medikamentösen Therapie. Welche Behandlungsmethoden geeignet sind, sollte immer mit einem/r erfahrenen Ärzt*in abgesprochen werden.

Juckreiz lindern durch Kühlen

Als akute Sofortmaßnahme bei Juckreiz empfinden viele Patient*innen eine Kühlung der kratzenden Stellen als wohltuend. Für die Kühlung eignen sich feuchte Umschläge, eine kalte Dusche oder Kühlpacks aus dem Eisfach. Manche besprühen die Stellen auch mit kaltem Wasser aus einer Wasserspritze für Blumen. Besonders Wickel und Umschläge eignen sich gut, da diese auch das Kratzen erschweren. Auch nach dem Kühlen ist es wichtig, die Haut mit einer feuchtigkeitsbindenden Pflege zu versorgen.

Juckreiz lindern durch Medikamente

Bei akuten Schüben kann ein/e Ärzt*in eine medikamentöse Behandlung anordnen. Da Histamin als der Hauptauslöser des Juckreizes gilt, werden vorwiegend Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika eingesetzt. Diese helfen, das Histamin zu unterdrücken und den Kreislauf aus Kratzen und Jucken zu durchbrechen. Zwar gibt es auch rezeptfreie Präparate, der Einsatz sollte dennoch mit einem/r Hautexpert*in abgesprochen werden. 

Ein Klassiker bei der Neurodermitisbehandlung sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Glukokortikoide (ugs. auch Cortison). Diese Wirkstoffe wirken entzündungshemmend und werden bei akuten Schüben für eine schnelle Abschwächung der Symptome eingesetzt. Wie bei den Antihistaminika muss man die Einnahme mit einer Ärzt*in abstimmen. 

Ferner werden auch sogenannte Calcineurin-Inhibitoren (wie Tacrolimus und Pimecrolimus) eingesetzt, die eine ungewünschte Immunreaktion des Körpers unterbinden. Diese Inhibitoren werden als Creme auf die Haut aufgetragen und sind verschreibungspflichtig. Sie wirken zwar akut und sehr effektiv, lösen aber in einigen Fällen Nebenwirkungen aus, deswegen sollte eine solche Behandlung niemals mit einer Cortisontherapie kombiniert werden. 

Als relativ neue Therapieform gilt die Behandlung mit Dupliumab. Das Medikament wird unter die Haut gespritzt, um die Entzündungen zu blockieren. Eine solche Therapie wird besonders dann empfohlen, wenn andere Therapien nicht mehr anschlagen.

Juckreiz lindern durch Hausmittel

Bei milden Ausprägungen der Neurodermitis können natürliche Hausmittel helfen, die Symptome zu linden. So lässt sich der etwa der Juckreiz abmildern und die Regeneration der Hautzellen ankurbeln. Einige Hausmittel, die aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkungen oft eingesetzt werden, sind:

  • Schwarzer Tee: Schwarzer Tee enthält Gerbstoffe, diese regulieren den Wasserhaushalt der Haut und wirken entzündungshemmend. Am besten wendet man den schwarzen Tee in Wickeln an. Nachdem ein Stofftuch in den Tee getaucht wurde, schlingt man es einfach um die juckenden Körperregionen.
  • Aloe vera: Aloe vera ist eine Heilpflanze, die trockener Haut Feuchtigkeit spendet und sie mit Mineralien und Vitaminen versorgt. Das Gel der Blätter wird sowohl in seiner Reinform als auch als Inhaltsstoff von Hautpflegeprodukten auf die Haut aufgetragen.
  • (Meer-)Salz enthält Mineralstoffe, die die Linderung von Entzündungen und Juckreiz fördern. Wer keine Zeit für einen Urlaub am Meer hat, kann als Alternative auch ein Solebad in der heimischen Badewanne nehmen.
  • Apfelessig beinhaltet auch Stoffe, die entzündungshemmend und lindernd bei Juckreiz wirken. Außerdem wird sein seine desinfizierende Wirkung besonders bei frisch aufgekratzten Hautpartien geschätzt.

Juckreiz lindern durch Ablenkung

Da die Reizschwelle bei Neurodermitiker*innen herabgesetzt ist, reichen schon leichte chemische und mechanische Reize, um eine starken Juckreiz auszulösen. Psychische Spannungen spielen in diesem Kontext auch eine Rolle und können ebenfalls zum typischen Juckreiz auf der Haut führen. 

Dieser Effekt ist bei Kindern besonders stark ausgeprägt, da junge Menschen generell stärker auf einzelne Reize reagieren. Kinder sollten schon bei den ersten Anzeichen eines Juckreizes beschäftigt werden, etwa durch Spielen, Basteln oder Musizieren. Niemals sollte dem Kind das Kratzen untersagt oder es dafür bestraft werden – stattdessen gibt es die Möglichkeit den Kindern sogenannte Kratzalternativen anzubieten, damit sie die juckenden Stellen in Ruhe lassen. Man kann sie dazu animieren, die Stellen nur zu streicheln oder zu drücken, aber auch das Kratzen an einem Teddy oder einem Stück Leder kann helfen. Ab dem dritten Lebensjahr können den Kindern auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Meditation näher gebracht werden.

Was tun bei Juckreiz in der Nacht?

Viele Patient*innen empfinden den Juckreiz besonders abends und nachts als besonders stark und unangenehm. Das Gefühl kann Menschen wach halten und weitere psychische Belastungen zur Folge haben. Neurodermitiker*innen sollten ihr Schlafzimmer deshalb nachts besonders kühl halten, da auch Wärme den Juckreiz provoziert und Schwitzen die Haut zusätzlich austrocknet.

Wie kann ich dem Juckreiz bei Neurodermitis vorbeugen?

Die beste Art gegen Juckreiz vorzugehen, ist ihn gar nicht erst entstehen zu lassen. Zwar lässt sich die Neurodermitis nicht heilen und ein Schub nie ausschließen, die Vermeidung von gewissen Umweltfaktoren und die richtige Hautpflege können aber die Risiken eines Ausbruchs minimieren.

Triggerfaktoren vermeiden

Durch die geschwächte Hautbarriere reagiert die Haut von Neurodermitiker*innen sehr empfindlich auf verschiedene Umweltfaktoren. Dabei sind die Reaktionen individuelle sehr unterschiedlich. Manche reagieren auf alle Faktoren, manche nur auf einen speziellen Auslöser. Zu diesen Triggern gehören unter anderem:

  • Wetter
  • Falsche Pflege
  • Allergene (z. B. Tierhaare, Pollen)
  • Kleidung (z. B. aus Wolle)

 

Die richtige Hautpflege gegen Juckreiz

Für Patient*innen mit Neurodermitis ist die richtige Hautpflege das A und O. Irritierende Duft- und Konservierungsstoffe sollten deshalb unbedingt vermieden werden, da diese als Trigger für einen Schub fungieren können. Besser man greift auf feuchtigkeitsspendende Salben und Cremes mit reizarmen Pflegestoffen zurück, wie etwa Urea und Glycerin. Auch bei der täglichen Reinigung muss auch darauf geachtet werden, dass Waschgels, Shampoos und Seifen keine reizenden Stoffe enthalten.

Es ist für die Behandlung des Juckreizes bei Neurodermitis sehr wichtig, dass die genaue Hautpflegeroutine mit einem/r erfahrenen Ärzt*in abgesprochen wird. So wird verhindert, dass ein falsches Pflegeprodukt einen Schub auslöst oder verschlimmert.

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